Deutsche Invasion in Vietnam

Jetzt sind wir also auch schon wieder fast 1 Woche in Vietnam. Hauptsächlich waren wir die letzten Tage in Hanoi und sind inzwischen mit dem Nachtzug (immerhin kein Nachtbus) nach Loa Cai gefahren.

Unsere Personenanzahl ist nebenbei von 2 auf knappe 20 Leute gestiegen. Meine Familie und einige Freunde aus Deutschland reisen nun die nächsten Wochen mit uns zusammen und wir haben uns alle in Hanoi getroffen was natürlich sehr schön war. Allerdings sind wir auch ein wandernder Zoo (Ich bin wahrscheinlich das am wenigsten interessant aussehende Tier) für die ganzen Vietnamesen . In einer großen Gruppe zu reisen ist natürlich auch anstrengend aber dafür auch nie langweilig und definitiv lustiger.

Was kann ich also noch über die ersten Tage in Vietnam berichten… Zunächst kann ich euch versichern, dass ich einen anderen Ort (abgesehen von Hobbiton) gefunden habe, an dem ich mich nicht klein fühle.

Ein kleines Problem hatte ich dann allerdings mit den Stühlen. Wenn man nicht in einem teurem Restaurant essen möchte , kann man eine der zahlreichen „Straßenküchen“ besuchen. Dort kann man sich dann billiges Essen bestellen und am Straßenrand essen. Sitzen tut man dann auf kleinen Hockern die so aussehen, als könnte ich meine alte Babyborn-Puppe drauf setzen . Angenehm sind die Plastikstühle natürlich auch nicht aber es ist auszuhalten. Ich hatte zwar das Gefühl,dass mein Po an allen Seiten des Stuhls überquillt aber als mir dann angeboten wurde mich doch auf zwei Stühle zu setzen habe ich schnell abgelehnt.

Unangenehm oder nicht , ich setze mich doch nicht als einzige Person im Umkreis auf zwei Stühle! Wie sieht das denn aus ??

Das Essen hier ist zwar ab und zu sehr gewöhnungsbedürftig,aber trotzdem schmeckt es meistens lecker und bei den Preisen sollte sich keiner beschweren.

Als kleines Beispiel: Wir haben vorgestern für 4.277.000 Dong in einem teurem Restaurant Abend gegessen. Das sind etwa 160 Euro. Das Ganze wurde dann durch 21 geteilt und jeder hat dementsprechend nur um die 7-8 Euro bezahlt. Und ich war echt satt !!!

Jetzt sind wir also im Norden Vietnams und planen einen Trip in die Berge. Für unsere Gruppe haben wir sogar einen kleinen Bus gemietet und so tuckern wir dann durch Vietnam.

Zum Glück habe ich meine Reisetabletten.

Todesangst aber glücklich

Ich weiß tatsächlich zum ersten Mal nicht wie ich anfangen soll zu schreiben. Vietnam kann man einfach kaum im Worte fassen.

Am Flughafen angekommen , haben wir erst einmal 1 Stunde auf unser Visum gewartet bevor wir dann von einer Freundin (Phoung) abgeholt und zu unserem Hotel gebracht wurden. Auch wenn wir jetzt einige Reiseerfahrung haben, bin ich doch sehr froh, dass Phoung da war, um uns zu helfen und zu übersetzen. Denn auch wenn all die Vietnamesen denken ich verstehe sie: Ich habe echt keinen Plan was die von mir wollen.

Brathähnchen. Genau so habe ich mich die letzten 24 Stunden gefühlt. Die Luftfeuchtigkeit hier ist ziemlich hoch und auch ohne Sonne schwitzt man wie Sau. An diesem Punkt verstehe ich echt nicht wie all die Vietnamesen es schaffen, in ihren langen Sachen rumzulaufen. Man tut echt alles um nicht braun zu werden (Da habe ich aufjedenfall kläglich versagt).

Obwohl keiner von uns viel im Flugzeug geschlafen hat, waren wir ziemlich wach (Aufregung?) und sind mit Phoung Essen gegangen. Dort stellte sich Laura die wohl größte Herausforderung der Reise: mit Stäbchen essen.

Da Laura ihre legendären Worte nie veröffentlichen würde,hier mein neues Lieblingszitat:

Kein Wunder ,dass Asiaten so dünn sind. Mit Stäbchen kann man ja auch nichts essen.

Diese Worte sprach sie aus, nachdem eine Verkäuferin ihre Nudeln mit einer Schere kleingeschnitten hatte (Sie konnte es nicht mehr mit ansehen). Zu Lauras Verteidigung: Heute hat es schon gut geklappt.

Trotzdem, was das Essen angeht hat Vietnam schon gepunktet. Auch unser heutiges Frühstück welches aus Klebreis mit Ei, Hühnchen und Schweinefleisch bestand, war sehr lecker (auch wenn es ungewohnt war) und auch sonst bin ich ein totaler Fan der vietnamesischen Küche.

Wieso also Todesangst? Ganz einfach: Der Straßenverkehr. Abgesehen von der Tatsache, dass jeder auf dem Motorrad sein halbes Haus transportiert (oder auch alle existierenden Familienmitglieder) , glaube ich auch nicht, dass es hier auch nur eine richtige Verkehrsregel gibt bzw keiner weiß davon.

Die einzige Regel ist: Nicht anhalten! Die Straße zu überqueren hat mich mehr Mut gekostet als mein mündliches Abitur und das will was heißen, denn ich hatte eine Gedichtsanalyse.

Wer denkt, dass in Deutschland fast jeder Idiot seinen Führerschein hat oder sich über einige falschparkende oder überholenden Autos beschwert, ist in Vietnam fehl am Platz. Die Hupe ist hier kein Warnsignal sondern wird von jedem sekündlich genutzt und bedeutet : Platz da Loser, jetzt komm ich!

All die Eindrücke sind schon ein ziemlicher Kulturschock. Alles ist laut und voll aber ich liebe es jetzt schon hier. Die Stadt ist wortwörtlich lebendig und nichts gleicht dem, was wir auf der Reise bereits gesehen haben.

Also dann. Das waren meine ersten Eindrücke. Ich schlafe dann jetzt mal auf meinem Brett (Habe mich nicht verschrieben. So ungefähr fühlt sich das Bett an).

Der traurigste Abschied?

Und jetzt sitzen wir einfach wieder am Flughafen.

Australien liegt nun auch hinter uns und ich kann nicht fassen wie schnell die Zeit vergangen ist. Innerhalb dieser 2 Monate ist so viel passiert.

Niemals hätte ich gedacht ,dass wir so schnell in das Backpackerleben hineinfinden und es auch mögen würden.

Ich gebe zu , ich kann meinen Backpackinhalt nicht mehr sehen und riechen (ich meine wirklich riechen); mein Rücken hat in letzter Zeit auch ein bisschen gelitten und mein unordentliches Selbst hatte beim Backpack-packen schon einige Zusammenbrüche (öfter musste etwas weg geschmissen werden, weil ich keinen Platz mehr hatte); auch die Tatsache, dass man sich mit 10 anderen Leuten ein Zimmer und mit 10000 weiteren Leuten ein Bad teilt , sind zu unserem Alltag geworden ; das ich echt im Backpackermodus bin habe ich letztens bei Mc Donalds gemerkt. Beim Rausgehen habe ich mir schön eine handvoll Gratisketchup eingesteckt weil man ja nie weiß wann man den nochmal braucht. Passend dazu habe ich auch einbisschen Salz und Pfeffer mitgehen lassen. Blöd nur ,dass wir das Ganze jetzt wirklich nicht mehr brauchen werden.

Naja dieses Leben wird mir nicht unbedingt fehlen , etwas besonderes und cooles hatte es aber trotzdem irgendwie an sich. Langweilig war uns aufjedenfall nie.

Ich werde Australien, all die Menschen und (fast) alle Lebenwesen die wir hier kennengelernt haben sehr vermissen.

Aber man sagt ja so schön : Abschied heißt, was Neues kommt.

Also auf zu meinen Wurzeln und hello Kulturschock.

Byron Bay?

Unsere restlichen Tage in Australien kann ich inzwischen an einer Hand abzählen (Hilfe!).

Bevor wir Australien verlassen , gab es noch einen einzigen Ort, den Laura und ich auf unserer Reise noch sehen mussten: Byron Bay.
Angeblich extrem beliebt bei Backpackern und ein guter Ort zum Surfen.
Zusammen mit Max haben wir geplant unsere letzten Tage in Australien dort zu verbringen und dann entspannt in Sydney abzuschließen.

Also schön in unseren dritten Nachtbus rein. Ich schlief ungefähr 6-7 Stunden.
Laura ungefähr eine.
Nackenschmerzen hatten wir danach aufjedenfall beide.

Byron Bay ist wirklich ein extrem süßer Ort mit unzähligen kleinen Geschäften und mehreren Stränden.
Die Atmosphäre hier ist ebenfalls unbeschreiblich. Jeder einzelne Mensch auf der Straße wirkt gelassen und der Anblick von Menschen die barfuß und mit einem Surfbrett durch das Hostel laufen ist alltäglich.

Ein Ort den wirklich jeder in Byron besucht ist der berühmte Leuchtturm / östlichste Punkt Australiens.
Dorthin wollten wir zum Sonnenaufgang.
Wisst ihr was das bedeutet ?
Richtig um 5 Uhr ging der Wecker.
Oh ja. Scheiße — das dachten wir uns auch als wir uns morgens aus dem Bett gepellt haben.

Ich bin der Ansicht, dass sich das frühe Aufstehen aber auch komplett gelohnt hat. Der ein oder andere in der Gruppe stimmt mir da bestimmt nicht zu.
Kann ich aber auch nachvollziehen. Würde ich morgens so aussehen würde ich auch eher liegen bleiben.

Eine weitere Sache die wir unbedingt sehen wollten waren die sogenannten Mynion Falls. War ich darauf vorbereitet 4 Stunden durch den Regenwald zu wandern? Nope.
Aber ein Backpacker kennt keinen Wanderschmerz.

Passend zum Regenwald hat es natürlich —- richtig : geregnet —-
Und auch wenn ich 2 mal fast ausgerastet bin (bin ich dann auch) weil sich Blutegel an meinem Bein /Fuß festsaugen wollten (Ich konnte sie natürlich erfolgreich abwehren) , hat sich der Ausflug komplett gelohnt!
Der Regenwald ist übrigens auch einbisschen schöner als unser Wald auf dem Hackenberg.

Wir haben dann auch Jana aus dem Surfcamp wieder getroffen und zusammen mit Max, einem Pärchen aus unserem Zimmer und zwei Jungs die Max kennengelernt hat, waren wir eine relativ große Gruppe. Dementsprechend war die Zeit in Byron Bay wirklich lustig und der perfekte Abschluss für unsere Reise.

An 2 Tagen haben Jana und ich uns Surfbretter ausgeliehen und sind auf eigene Faust surfen gegangen. So ganz alleine, ohne Surfgruppe und Surflehrer ins Wasser zu wandern war ein seltsames aber irgendwie auch befreiendes Gefühl. Es hört sich vielleicht kitschig an aber auf dem Wasser sind alle gleich (bzw. Wir halt bisschen schlechter als andere).
Jeder will einfach nur surfen und das Wetter genießen. Wenn der ein oder andere eine gute Welle nimmt, feuern einen die anderen Surfer sogar an oder gratulieren und niemand wird verurteilt wenn er sich hinlegt.

Ich war schon traurig als wir Byron Bay verlassen mussten , denn der Ort hat mir wirklich extrem gut gefallen, die Menschen waren toll und die gesamte Atmosphäre will man am liebsten mitnehmen.

Surfcamp ?‍♀️

Das mit dem „Ich-melde-mich-mehrmals-die-Woche“ nehme ich offiziell zurück.
Ich hab mein Bestes gegeben.

Nach Melbourne haben wir also unseren eigentlich letzten Stopp erreicht: Sydney.
Ich bin immer noch schockiert wie schnell die Zeit hier verflogen ist. Allmählich freue ich mich auf mein Bett , mein eigenes Bad (ganz besonders das Klo) , Mamas Essen und natürlich meine Familie und Freunde .
Trotzdem will ich noch nicht daran denken,dass ich bald wieder Zuhause sitze.

Aber genug Rumgeheule. Ihr armen Studenten habt es glaube ich schwerer als wir .

Neben dem typischen Tourizeug (welches wir natürlich nicht auslassen,  ihr kennt uns doch ) war Sydney auch der Startpunkt für unser 5-tägiges Surfcamp;

Gleich zu Beginn wurde uns im Bus erneut vor Augen gehalten wofür Australien echt perfekt ist: Nirgendwo triffst du so viele Deutsche wie hier. Glaubt mir. Nicht mal in Deutschland.
Zumindest kommt es einem so vor.

Das Surfcamp war wirklich eine komplett andere Welt. Alleine unsere „Aufpasser“/Surflehrer waren irgendwelche ehemaligen Backpacker aus Spanien,England usw. zwischen 23 – 30 Jahren die irgendwann mal vorhatten einen richtigen Job zu machen und dann irgendwie stecken geblieben sind.

Die meiste Zeit war ich nicht sicher ob sie selber betrunken waren , etwas anderes genommen haben oder einfach komplett durchgeknallt waren. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus allem.

Die Atmosphäre im Surfcamp war allerdings auch wirklich unbeschreiblich. Man hat sich sofort wohl gefühlt weil alle locker drauf waren und wirklich niemand wurde ansatzweise ausgeschlossen.

Und jetzt kommen wir zu dem Punkt der einbisschen kritischer war : Surfen.
Junge Junge.
Schon am zweiten Tag hatte ich Muskelkater an Stellen wo ich nicht wusste dass ich da Muskeln habe .
Am letzten Tag habe ich mich wie ein kleiner Schlumpf mit Killer-Bizeps gefühlt.
Es gibt glaube ich kaum eine Sportart die so sehr auf die Arme geht wie Surfen und das hat sowohl Laura als auch mich ein bisschen ins Schwitzen gebracht.

Angefangen hat es schon damit, dass wir es nicht geschafft haben das Surfbrett an den Strand zu tragen. Abgesehen von der Tatsache , dass die Bretter 5 mal so groß waren wie ich , waren sie auch 5 mal so schwer. Aus unerklärlichen Gründen waren wir die Einzigen, die auf dem Weg zum Strand anhalten mussten weil die Bretter zu schwer wurden. Ähnliche Gedanken wie bei den ganzen Wanderungen in Neuseeland (nur in aggressiverer Form) kamen mir in den Kopf.

Wir haben uns jeden Tag fleißig in der Gruppe aufgewärmt, dann einige Anweisungen bekommen und dann ging es ab ins Wasser. Wenn ihr dachtet euer Abitur war deprimierend,  solltet ihr echt nicht versuchen zu surfen. Es gab Momente (besonders am zweiten Tag) an dem ich einfach auf dem Bauch auf dem Surfbrett lag, Gesicht auf dem Brett, Arme und Beine von mir gestreckt und bereit die Niederlage in Kauf zu nehmen. Ich sah aus wie ein platter, nasser Sack und so habe ich mich (und besonders meine Arme) auch gefühlt.

Aber wir haben jeden Tag 2 Surfstunden am Morgen und 2 Stunden am Nachmittag durchgezogen und obwohl jeder Einzelne von uns am Ende der Woche echt fertig war , hat es sich komplett gelohnt. Das Gefühl am Ende auch selber stehen zu können und eine Welle bis an den Strand zu surfen ist unbeschreiblich.

Ebenfalls göttlich war übrigens das Essen. Menschen wie ich, die sowieso immer Hunger haben , haben meistens nach Sport noch mehr Hunger. Gut war es also, dass wir jeden Tag wirklich wirklich lecker bekocht wurden.

Auch die Leute im Surfcamp waren super lieb und wir haben schnell eine lustige Gruppe gefunden mit der das Ganze noch mehr Spaß gemacht hat. Gut war es auch , dass fast niemand von uns je zuvor gesurft ist.

So war man nicht der einzige Idiot auf dem Wasser.